Susanne Mayer hat wohl zuviel Ulrich Beck gelesen, bevor sie diesen Artikel geschrieben hat. Sie beschreibt, was es bedeutet heute in Deutschland ein Kind zu sein. Ihre Erlebnisse scheinen direkt einem von Becks Büchern und deren Prognosen entsprungen zu sein.
Inmitten der Wohlstandsgesellschaft ist der Anteil der Kinder, die arm sind, doppelt so hoch wie unter Erwachsenen. Inmitten der Wissensgesellschaft erleben Kinder einen Bildungsnotstand: In den Schulen sind ihre Chancen, sich zu Höchstleistungen zu entfalten, nur halb so gut wie in europäischen Nachbarländern. In abgeblätterten Gebäuden werden sie gnadenlos in eine Hierarchie willkürlicher Noten sortiert. ...
Inmitten einer Gesellschaft, die sich der Freizügigkeit rühmt, wurde der Streifradius des Grundschulkindes seit den siebziger Jahren von 20 auf 4 Kilometer gestutzt. Eine Gesellschaft, die von Fitness besessen ist, zieht Kinder auf, von denen über die Hälfte zum Zeitpunkt der Einschulung nicht mal 30 Sekunden auf einem Bein stehen kann. ...
Heutzutage rücken also städtische Angestellte der mobilen Spielaktion in Einsatztrupps aus, um Kindern zu zeigen, wie man spielt.
Erst gestern habe ich einen Sechsjährigen getroffen, der sich einen eigenen Fernseher wünschte.